Permakultur ist als Gestaltungs-System für nachhaltige Landwirtschaft bekannt geworden. Wir zeigen euch, wie ihr die zwölf Permakultur-Prinzipien zur nachhaltigen und inklusiven Gestaltung eurer Websites anwenden könnt – und dabei nicht nur CO2, sondern auch Zeit und Nerven spart.
Ihr wollt direkt zu den Permakultur-Webdesign-Prinzipien springen?
Das Internet als Klimakiller
Das Internet und seine Aktivitäten hinterlassen einen massiven ökologischen Fußabdruck. Bevor wir ins Thema einsteigen, wie man das Web nachhaltiger gestalten kann, wollen wir einige hard facts vorausschicken.
Ratet mal …!
An welcher Stelle steht der IT-Sektor im Weltranking in Sachen Energieverbrauch?
An 3. Stelle
Wie oft kann man mit dem jährlichen E-Mail-Verkehr eines 100-Leute-Betriebs von Paris nach New York fliegen?
13 Mal hin & zurück
Wieviel Prozent der globalen Treibhausgasemissionen machen Rechenzentren aus? Tipp: Soviel wie die der gesamten Luftfahrtindustrie
2 %
Es ist nicht zu verleugnen: Das Internet schädigt unser Klima und verbraucht Ressourcen – vor allem durch die energieintensiven Rechenzentren. Vor allem die Kühlung der Server frisst jede Menge Energie. In Deutschland brauchen beispielsweise das Internet und die Rechenzentren so viel Strom wie die gesamte Stadt Berlin.
In den nächsten Jahren wird der Energieverbrauch vermutlich eher steigen. Umso wichtiger ist es, das Internet bewusst und achtsam zu nutzen. Eine besondere Verantwortung tragen hierbei alle, die das Web aktiv gestalten, zum Beispiel wir als Webdesigner*innen und Coder*innen.
Test: Wie klimafreundlich ist eure Website?
Findet heraus, ob eure Website schon richtig energieeffizient ist oder noch Verbesserungspotential hat!
Zum „Website Carbon Calculator“Was ist Permakultur?
Permakultur ist ursprünglich ein Konzept für Landwirtschaft und Gartenbau. Dabei werden natürliche Ökosysteme und Kreisläufe der Natur beobachtet und nachgeahmt.
Dementsprechend ist es ein Gegenentwurf zur industriellen Landwirtschaft. Die Vision ist eine zukunftsfähige, clevere und nachhaltige Landwirtschaft.
Hierfür wird Nachhaltigkeit in ihrer eigentlichen und nicht wie heute oft verwässerten Bedeutung ernst genommen – nämlich zuerst als „Prinzip, nach dem nicht mehr verbraucht werden darf, als jeweils nachwachsen, sich regenerieren, künftig wieder bereitgestellt werden kann.“
„Permakultur ist ein kreativer Gestaltungsansatz, der auf eine Welt schwindender Energie- und Ressourcenverfügbarkeit reagiert.“
David Holgrem, Mitbegründer der Permakultur
Heute hat sich die Permakultur zu einem ganzheitlichen Konzept entwickelt, das beispielsweise auch auf Gruppen oder urbane Räume angewendet wird – Stichworte sind hier social permaculture und Transition Town.
Das Konzept der Permakultur beinhaltet drei Leitsätze:
- Care for Earth (Sorge für die Erde)
- Care for People (Sorge für die Menschen)
- Fair Share (Begrenze Konsum und Wachstum, verteile Überschüsse)
… und was hat Permakultur mit Websites zu tun?!
Das Internet hat sich zu einem eigenen Lebensraum entwickelt. Und darum kann (und muss) dieser auch nachhaltig gestaltet werden. Gerade in Zeiten des digitalen Überkonsums möchten wir dazu plädieren, das Web als digitale Landschaft zu verstehen und entsprechend nachhaltig zu denken.
Das zu bewirtschaftende Land ist also die Website, die geplant, bepflanzt und – mit möglichst wenig Aufwand und gleichzeitig möglichst viel Output – gepflegt werden muss. Und gegebenenfalls auch „entmüllt“ werden sollte, denn:
„The web is an ocean full of crap.“
Gerry McGovern
Bisher gibt es unseres Wissens nach so gut wie kein Online-Material zum Thema Permakultur für Websites. Eine Ausnahme bilden da der tolle Beitrag zu Permaculture-Webdesign von Niederländer Nick van Zutphen. Der ist allerdings mittlerweile leider online nicht mehr auffindbar.
Unsere Überlegungen und auch die Umsetzung sollen ein Anfang sein, sich dem Thema anzunähern. Wie konkrete Schritte in Sachen Nachhaltigkeit & Webdesign bei uns als Webagentur aussehen können? Schaut mal auf unserer Seite über nachhaltiges Webdesign vorbei. Dort gibts mehr Informationen darüber, wie wir finden, dass Websites erstellt werden können, die das Klima schonen und toll aussehen.
Die zwölf Permakultur-Prinzipien für Websites
Wir stellen uns also die Fragen:
Lassen sich die Permakultur-Design-Prinzipien auf die Gestaltung von Websites übertragen?
Und wie können Inhalte im Web ökologisch/ nachhaltig, fair und inklusiv gestaltet werden?
Wir – Isa, Hannah und Anne von allcodesarebeautiful – haben Ideen gebrainstormt, wie die Permakultur-Prinzipien sich auf das Web anwenden lassen.
Wir beziehen uns dabei konkret auf die von David Holmgren entwickelten zwölf Gestaltungsprinzipien der Permakultur. Dieser hat das Konzept der Permakultur zusammen mit Bill Mollison begründet. Die zwölf Gestaltungsprinzipien könnt ihr übrigens bei diesem kleinen Praxis-Quiz in Aktion erleben.
Mit diesen Prinzipien eure Website gestalten
- Beobachtet und interagiert
- Sammelt und speichert Energie
- Erwirtschaftet einen Ertrag
- Wendet Selbstregulierung an und lernt aus Feedback
- Nutzt und schätzt erneuerbare Ressourcen und Leistungen
- Produziert keinen Abfall
- Gestaltet erst Muster, dann Details
- Integriert, statt abzugrenzen
- Setzt auf kleine und langsame Lösungen
- Nutzt und schätzt Vielfalt
- Nutzt Randzonen und denkt um die Ecke
- Nutzt und reagiert kreativ auf Veränderung
Permakultur (nicht nur) für Websites – jetzt oder nie!
Mit unserer Interpretation der Permakultur-Design-Prinzipien fürs Web wollen wir anregen, Nachhaltigkeit auch online mitzudenken. Egal, ob es um ein Stück Land oder eine Website geht: Im ersten Schritt ist es wichtig, eine solide Basis zu schaffen. Danach kann man diese nach und nach bepflanzen, damit alles wachsen und gedeihen kann.
Effizienz heißt hier: Langsam und beständig, statt schnell und ohne Rücksicht auf Verluste.
Die heutzutage rasant fortschreitende Digitalisierung kann dabei Fluch und Segen zugleich sein. Durch die ständige Weiterentwicklung von Kommunikation und Technologie bringt sie natürlich auch ökologische Chancen mit sich. Geschäftsreisen können so mittlerweile durch Online-Konferenzen ersetzt werden und die sharing economy wird durch Angebote wie open source gefördert.
1x unterschreiben für mehr Nachhaltigkeit (reicht nicht)
- Freiwillige Verpflichtung Flüge zu minimieren: lovingtheatmosphere.org
- Manifest zu nachhaltigem Internetgebrauch: sustainablewebmanifesto.com
- Zusammenschluss von Unternehmer:innen fürs Klima: entrepreneurs4future.de
Wenn wir darüber sprechen, ökologisch bewusster zu leben und zu arbeiten, darf man eine Sache dabei nicht außer Acht lassen – den Rebound-Effekt.
Folgendes Szenario: Charlie kauft sich einen neuen Kühlschrank, der ganz toll Strom – und somit auch Geld – spart. Mit den Ersparnissen leistet sie sich einen Wochenend-Flug-Trip nach Venedig … Oder Finn, der zu einem Ökostromanbieter gewechselt ist und nun daraufhin munter Strom verbraucht: „Macht ja nix, ist ja Ökostrom”.
Letztlich wurde in den Beispielen viel mehr verbraucht als eingespart. Das ist weder effizient noch ökologisch sinnvoll.
Wir lernen daraus: Effizienz ist gut, wenn sie effizient eingesetzt wird! Es geht also nicht nur ums pure Einsparen und um Gewinne, sondern immer auch darum, das große Ganze im Blick zu behalten.
Das Ziel sollte also sein:
„… to design a world in which human needs are met while enhancing the health of this miraculous planet that supports us.“
Toby Hemenway
Die Vision der Permakultur kann auch im Web ein florierendes Netzwerk aus Kreativität, Menschen, Umwelt und Miteinander schaffen. Dabei geht es immer darum, Ressourcen zu schonen und einen nachhaltigen Beitrag zu leisten – für mehr Gerechtigkeit und Vielfalt auf unserem Planeten.
Lasst die Web-Landschaft aufblühen!
Gebt euer Senf-Pflänzchen dazu!
Schreibt uns, wie ihr zu dem Thema steht oder schickt uns Links mit weiterführenden Infos.