Viele Geschäftsideen scheitern bereits kurz nach der Umsetzung: Niemand interessiert sich für das Produkt, man kommt nicht an die Zielgruppe heran oder das Unternehmen will zu viele Probleme auf einmal lösen. Kurzum, die Idee wurde nicht richtig geprüft. In Pat Flynns „Will it fly?“ setzt sich der Autor, bekannt als Gründer von Smart Passive Income, genau mit diesem wichtigen Prozess auseinander.
Wieso überhaupt „Will it fly?”
„How can a piece of paper fly?“, fragt der kleine Keoni seinen Vater, nachdem der Papierflieger mit verbogener Nase vor seinen Füßen liegt. Auch nachdem er den Eigenbau noch kraftvoller wirft, legt dieser erneut eine Bruchlandung hin. Mit den Worten, dass Papierflieger doof sind, gibt er auf. Daraufhin erklärt Pat Flynn seinem Sohn, wie man einen funktionsfähigen Flieger baut – an welchen Stellen das Blatt gefaltet wird und dass Geduld und Übung erforderlich sind.
Mit dieser persönlichen Einleitung stellt Flynn auch eine der Kernaussagen seines Buches „Will it fly?“ vor: Dass jedes erfolgreiche Business eine gute Idee benötigt, die Zeit braucht, um zu reifen. Und dass zu jedem erfolgreichen Unternehmer auch Niederlagen und Fehlversuche gehören.
Schritt-für-Schritt-Anleitung, wenn dir eine Geschäftsidee durch den Kopf schwirrt
Der US-Amerikaner, der vor allem durch seinen Blog und Podcast Smart Passive Income bekannt ist, erfindet mit diesem Buch das Rad nicht völlig neu – schreibt aber stets praxisnah und auf eine, wie wir finden, sympathischere Weise als zum Beispiel Tim Ferris in „The 4 Hour Work Week“.
Beim erfahrenen Entrepreneur sicherlich für den ein oder anderen Denkanstoß oder Reminder gut, bietet das Buch vor allem für Einsteiger wertvolle Tipps rund um die Themen lukratives (Online-)Business und Zielgruppenfindung – und zwar aufgebaut als Kurs mit Aufgaben und begleitendem Material. Du solltest dafür bereits eine konkrete Geschäftsidee haben, die du dann mithilfe des Buches validieren kannst.
Unsere 9 wichtigsten Learnings aus „Will it fly?“
Wir haben uns das Hörbuch angehört sowie den dazugehörigen Online-Kurs probeweise gemacht und wollen dir hier unsere Top-Erkenntnisse aus „Will it fly?“ weitergeben. Unser Artikel ist also keine Inhaltsangabe, sondern pickt ein paar Erkenntnisse aus dem Buch heraus, die uns besonders im Gedächtnis geblieben sind.
1. Dein Business muss zu dir passen wie ein bequemer Schuh
Flynn macht deutlich, dass ein funktionierendes Business nur ein Baustein für ein erfüllenden Leben ist – und dieser muss zum Rest deines Lebens passen. Dein Business muss also sein wie ein Schuh, in dem du bequem laufen kannst und der dir auch noch in fünf Jahren passt. Die dazugehörige Übung ist simpel, aber effektiv: Stell dir vor, du triffst in fünf Jahren einen guten alten Bekannten auf dem Flughafen. Er erzählt dir, was er in den letzten Jahren so geleistet hat und fragt dich schließlich nach deinem Stand der Dinge. Was wirst du ihm erzählen? Was hast du in den letzten fünf Jahren geschafft und wo stehst du jetzt? Kannst du dir also vorstellen, dass dein Business noch in fünf Jahren zu dir und deinem Leben passt?
Die weiterführende Übung dazu ist ähnlich simpel: Falte ein Blatt Papier so, dass vier gleich große Felder entstehen. In diesen Feldern legst du die vier für dich wichtigsten Eckpfeiler in deinem Leben fest (Gesundheit, Familie, Finanzen, Profession etc.) und beschreibst Dinge, die du in diesen Rubriken innerhalb der nächsten fünf Jahren gerne erleben würdest. Eine tolle Übung, um sich bewusst zu machen, dass man nicht lebt, um zu arbeiten, sondern dass der Job ein Baustein deines dich erfüllenden Lebens sein soll.
2. Werde der „Painkiller“ für deine Kunden
Bevor du mit deinem Business rocken kannst, musst du die Probleme und Bedürfnisse deiner angestrebten Zielgruppe kennen – Pat Flynn nennt diese „pain points“. Wenn du verstanden hast, wo bei deinen potenziellen Kunden der Schuh drückt und du weißt, wie du das Problem mithilfe eines Produktes lösen kannst, ist deine Businessidee auf einem guten Weg. Wie du am besten die „pain points“ und Bedürfnisse deiner Zielgruppe ermittelst und was dich zu einem guten Problemlöser macht, erfährst du auch in unserem Artikel „Finde dieses eine Problem Deiner Kunden – und löse es!“.
„Every good business is a solution to a particular problem.“
Pat Flynn
3. Gekonnt gekürzt: Beschreibe deine Idee in einem Satz
Den Kern und den Kundennutzen eines Produkts zu definieren, fällt meist nicht leicht. Zumindest nicht mit einem einzigen Satz. Doch jedes Produkt und vor allem, welches Problem damit gelöst werden kann, sollte mit ein paar Wörtern erklärt werden können, um die Idee griffig und leicht verständlich zu machen. Beginnend mit einer ausführlichen Definition auf einer ganzen Seite über einen Absatz bis zum finalen Satz stellt diese Strategie auch ein Beispiel der gelungenen Übungen im Buch dar.
Was also ist dein Satz? Diesen kannst du auch als Basis für dein Marketing nutzen. Oft genug wirst du über dein Business ausgefragt werden und auch hier ist es von Vorteil, wenn du den Kern deines Unternehmens kurz und knackig erläutern kannst, ohne lange Reden zu schwingen.
4. Let’s talk about it: Spreche über deine Geschäftsidee
Flynn fordert die Leser im Buch nicht nur auf, ihr Wunschleben in fünf Jahren festzuhalten und ihre Geschäftsidee auf einen Satz herunterzubrechen. Er empfiehlt auch, Freunden und Familie von ihrer Idee zu erzählen. Und warum auch nicht Leuten, mit denen man in der Schlange im Coffeeshop steht?
Hole dir ehrliches Feedback von den Menschen um dich herum. Klar musst du deine ungeborene Idee nicht gleich für alle zugänglich ins Netz stellen. Aber als Schöpfer und Kreativer verliert man sich oft in seinen Ideen und da ist es ratsam, sich ein Urteil von Außenstehenden zu holen, im besten Fall natürlich von deiner Zielgruppe. Wie ist die spontane Reaktion auf deine Idee? Gibt es gute Einwände oder Vorschläge, nach denen du dein Vorhaben modifzieren kannst? Und habe keine Angst davor, dass deine Idee geklaut wird: Eine Idee ist nichts wert ohne eine gelungene Umsetzung. Und die wirst bei gutem Feedback DU durchführen und niemand anders.
„It is vital to talk about your idea!“
Pat Flynn
5. Organisation ist fast alles und Google Drive rockt
Flynn regt dazu an, alle Erkenntnisse, die im Laufe des Buches bzw. des dazugehörigen Kurses gewonnen werden, unbedingt zu dokumentieren – und zwar an einem zentralen Ort, so dass du immer wieder auf bereits gewonnene Erkenntnisse zurückgreifen und darauf aufbauen kannst. Beispielsweise kann die Liste mit den recherchierten Mitbewerbern später wieder relevant werden, wenn es um die Suche nach potentiellen Kooperationspartnern geht.
Er empfiehlt als Tool hierfür, mit Google Drive eine Tabelle mit unterschiedlichen Tabs anzulegen – diesen Tipp können wir als Google-Drive-Fans definitiv bestätigen! Wir sehen immer wieder, dass Kunden für ihre Geschäftsidee gerade am Anfang viel recherchieren und erarbeiten, aber später nicht mehr darauf zurückgreifen, und damit viel Potential verloren geht. Das ist schade und lässt sich durch eine sinnvolle Dokumentation und Organisation leicht vermeiden.
6. Liebe deine Mitbewerber
Viele Ideen scheitern laut Flynn daran, dass die Ideenschmieder entmutigt sind, wenn sie bei der Marktrecherche feststellen, dass ihre Idee schon von jemand anderem umgesetzt wurde. Dies ist aber kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen – ganz im Gegenteil! Gibt es Mitbewerber, dann ist auch ein Markt vorhanden, auf dem deine Kontrahenten schon viel Vorarbeit für dich geleistet haben.
Guck dir an, wie sie arbeiten, wie sie kommunizieren und ihre Produkte anbieten. Analysiere das Feedback ihrer Kunden und finde raus, was du besser machen kannst. Vernetze dich, tausche dich aus. Aus vermeintlichen Kontrahenten können auch Partner und nützliche Influencer werden.
7. Werde zum Nischen-Nerd
In der Nische in der du dein Business platzieren möchtest, musst du dich bewegen können wie ein Fisch im Wasser. Das heißt, dass du deine Nische von A bis Z kennen musst. Das betrifft nicht nur die gerade beschriebenen Mitbewerber, sondern auch das Verstehen der Sprache deiner Zielgruppe.
Tauche ein in die Community, bewege dich in Foren, Facebook-Gruppen, Newslettern und Kommentarfeldern. Klar, du weißt mittlerweile, dass du das Problem der Zielgruppe finden musst. Gleichzeitig solltest du aber auch verstehen, wie dieses Problem innerhalb der Gruppe kommuniziert wird. So kannst du in deinem Business eine Lösung in der Sprache deiner Kunden anbieten und gibst deiner Zielgruppe das Gefühl, dass du sie vollkommen verstehst.
Flynns Leitsatz dazu lautet „Different is better than better“ (Sally Hogshead) und hebt damit die Effektivität eines persönlichen Auftretens und das Streben nach dem „etwas anderen“ Produkt hervor. Sprich: Auch wenn es deine Idee bereits gibt – warum versucht Du sie nicht „anders“ umzusetzen als deine Mitbewerber und dir dabei deine ganz persönliche Stärken zu Nutzen zu machen?
8. Wenn deine Geschäftsidee ein Produkt ist: Amazon ist dein redseliger Freund
Bleiben wir noch für einen Moment bei der Sprache deiner Zielgruppe und gehen auf ein konkretes Beispiel dazu ein. Deine Problemlösung ist ein Produkt? Sehr gut! Da du ja bereits deine Mitbewerber analysiert hast, weißt du auch, welche Produkte sie auf Amazon anbieten.
Nehme dir hier mit Ruhe die zwei- bis vier-Sterne-Rezensionen dieser Produkte vor und du wirst wunderbar ehrliches und unverblümtes Feedback deiner Zielgruppe finden – leichter kommst du wahrscheinlich nicht an die Bedürfnisse und die Sprache deiner Zielgruppe heran. Ein- und fünf-Sterne-Rezensionen solltest du weniger Beachtung schenken, da hier auch von Fake-Bewertungen von den Verkäufern oder der Konkurrenz ausgegangen werden kann.
9. Die Frage lautet nicht „Würdest du kaufen?“, sondern „Kaufst du jetzt?“
Wie lukrativ ist deine Geschäftsidee wirklich? Pat Flynn beschreibt eine Methode, die unter anderem auch Tim Ferris aufgegriffen hat: Du forderst Interessenten direkt dazu auf, dein Produkt zu kaufen oder vorzubestellen.
Sind Menschen bereit, in dein noch unfertiges Produkt zu investieren, spricht das dafür, dass deine Idee funktioniert. Nebenbei spornen dich Vorverkäufe dazu an, noch mehr Gas bei der Umsetzung zu geben. Dabei kannst du ehrlich kommunizieren, dass du das Produkt nur umsetzen wirst, wenn es beispielsweise mindestens zehn Leute vorbestellen, natürlich zu einem vergünstigten Preis.
Diese Taktik eignet sich vor allem für kostenaufwändige Produkte – und wenn du dich auf das Feedback alleine nicht verlassen willst. Zuspruch ist natürlich eine tolle Sache, aber du solltest nicht vergessen, dass manche Leute auch einfach höflich sein wollen oder ihr Kaufverhalten selbst falsch einschätzen. Am Ende des Tages zählen die (Verkaufs-)Zahlen.
„Listen to others but trust your numbers”
Pat Flynn
Fliegen lernt man nicht von heute auf morgen
Pat Flynns Buch und der dazugehörigen Kurs können sowohl für Neulinge als auch für alte Hasen inspirierend sein – wenn man denn auch wirklich bereit ist, sich auf die Übungen und Challenges einzulassen.
Was uns auch geblieben ist, sind unzähligen Papierflieger – die ersten Versuche im Papierkorb, und andere machen nun die Lüfte unsicher. Fliegen und richtig basteln will eben gelernt sein. Das gilt für Papierflieger genauso wie für Businessideen.
Startklar?
Wenn deine Idee den Pat-Flynn-Test bestanden hat und du den nächsten Schritt in Richtung Realisierung wagen möchtest, können wir dich gerne bei der Umsetzung einer Website und dem Branding unterstützen. Wir können auch gerne während unseres Branding-Workshops alle wichtigen Validierungspunkte gemeinsam durchprechen. Let it fly!
Links zum Buch
- Pat Flynns „Will it fly?“ findest du zum Beispiel bei Amazon oder bei Audible als Hörbuch (keine Affiliate-Links).
- Den dazugehörigen Kurs findest du unter courses.smartpassiveincome.com.
Mehr von Pat Flynn findest du unter smartpassiveincome.com und in seinem Podcast.
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