Diese Woche wollen wir euch in unserer www & ich-Serie Andreas Grabolle vorstellen, der mit seinem Buch „Kein Fleisch macht glücklich“ einen wichtigen Beitrag zur Veganismus-Debatte in Deutschland geleistet hat. Im Interview erzählt uns Andreas, welche Bedeutung das Internet für seine politische Arbeit und sein Privatleben hat.

Über Andreas

Andreas Grabolle ist Biologe, Wissenschaftsjournalist und – inzwischen – Veganer. Er arbeitet selbstständig in der Nachhaltigkeitskommunikation und ist Autor der Bücher Pendos CO2-Zähler und Kein Fleisch macht glücklich, das vom Vegetarierbund zum Sachbuch des Jahres 2013 gewählt wurde.


Interview mit Andreas Grabolle

Dein Internet visualisiert: als Foto, Skizze oder Mindmap?

Fernbedienung

„In vielem wie früher fernsehen: Ich kann zwischen Schrott und Bildung wählen, mich gut unterhalten, Zeit vertrödeln und es ist irgendwie auch nicht das echte Leben.“

Wie lang bist du täglich online, und warum?

„Schon etliche Stunden, für berufliche Recherchen und für Tierrechtsaktivismus sowie aus obengenannten Gründen. Natürlich läuft auch ein großer Teil meiner privaten Kommunikation darüber.“

Denkst du, die sozialen Netzwerke machen dich sozialer oder unsozialer?

„Es hat sich verändert, mit wem ich kommuniziere und auch wie. Ich habe viel mehr Kontakte, aber oft oberflächlichere.  Vermutlich würde ich öfters mit echten Freunden telefonieren, wenn ich mir weniger mit Facebookfreunden schriebe. Für die Vernetzung in der Öko- und Veganszene ist Social Media allerdings goldwert. Da kann man schnell und formlos viele erreichen oder Kontakte am Laufen halten. Außerdem bekomme ich oft relevante Infos und Anregungen über Facebook. Ich bemühe mich jedoch, nicht nur online zu kommunizieren, sondern auch offline aktiv zu sein. Ich befürchte, man überschätzt gelegentlich, wie viele Menschen man über Social Media tatsächlich erreicht.“

Trägt die Digitalisierung der Gesellschaft zur Veganisierung und einer faireren Welt für Tiere bei? Und wie sieht es im Bezug auf den Klimawandel aus?

„Für die Ausbreitung von Tierrechtsgedanken und auch was die praxisrelevante Fragen zur veganen Lebensweise angeht, ist das Internet sicher hilfreich. Ich glaube, dass gerade Themen profitieren, die noch nicht in der gesellschaftlichen Mitte oder im medialen Mainstream stehen.Der menschgemachte Klimawandel ist hingegen schon weitgehend akzeptiert. Da erblühen dann eher Gegenbewegungen im Netz. Hier tun sich etwa besonders „laut“ sogenannte Klimaskeptiker hervor, die krude Verschwörungstheorien vertreten. Es ist für Nutzer leider oft nicht leicht, seriöser von unseriöser Information zu unterscheiden.“

Internet und Politik: Demokratisierung oder Totalüberwachung?

„In solchen Fragen bin ich zweckoptimistisch. Je mehr Internet, desto weniger funktioniert die Überwachung. Ansonsten wäre das eine düstere Aussicht.“

Die Zukunft des Internets - wohin geht die Reise für dich?

„Die Grenzen zwischen virtueller und realer Welt dürften weiter verschwimmen, wie mit der Google-Brille. Wir werden dann noch mehr überall, aber oft nirgends richtig sein. Kulturell bringt das sicher noch manche Überraschung. Aber global-politisch überwiegen hoffentlich die Vorteile.“

Deine Vision einer digitalen Revolution?

„Damit die Vorteile zum Tragen kommen, muss sich vor allem in der realen Welt noch einiges tun. Engagement, Bildung und Mitgefühl kann man sich ja nicht einfach downloaden. Mit dem Internet allein fängt man nicht automatisch was Gescheites an.“

Deine Beziehung zum Netz in einem Satz.

„Mal bin ich die Spinne und mal die Fliege, ich hoffe ersteres überwiegt.“

Vielen Dank für das Interview, Andreas!

Team Frauenpower im Grünen

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