Juni ist Pride Month – das heißt einen Monat lang soll die Aufmerksamkeit besonders queeren und LGBTQIA+-Themen und Personen gelten. Eine gute Sache, oder? Viele große Unternehmen nutzen dies jedoch schamlos aus und betreiben sogenanntes Pinkwashing.
Pride Month = Solidarität?
Ja! Denn wisst ihr, woher der Pride Month eigentlich kommt?
In Kurzform: An die großen „Stonewall-Unruhen“ am 28. Juni 1968 in New York wird noch heute mit dem Christopher Street Day erinnert. Mittlerweile gibt es einen ganzen Monat voller Demonstrationen, Paraden und Veranstaltungen, die weiter für die Gleichberechtigung kämpfen und an all die Menschen erinnern, die im bisherigen Kampf für die Gleichberechtigung gestorben sind.
Wir bei ACB sind ein diverses und teilweise queeres Team. Uns ist ein Arbeitsklima ohne Rassismus, Sexismus, Homo- oder Transphobie besonders wichtig – wir arbeiten stetig daran. Den Pride Month leben und unterstützen wir also von ganzem Herzen, dennoch haben wir keine regenbogenfarbene Website … ;)
Pinkwashing: was ist das?
Ihr kennt vielleicht schon Greenwashing: Wenn beispielsweise eine Firma, die Nachhaltigkeit nicht in ihrer Hauptmission stehen hat, ihre Produkte vor allem als grün, umweltbewusst und nachhaltig vermarktet – dann ist das sogenanntes Greenwashing. Das hat mit tatsächlicher Nachhaltigkeit recht wenig zu tun.
So funktioniert leider auch das Pinkwashing, manchmal auch rainbow-washing genannt.
Pinkwashing bezeichnet Strategien, die durch das Vorgeben einer Identifizierung mit der LGBT-Bewegung bestimmte Produkte, Personen, Organisationen oder Staaten bewerben, um dadurch modern, fortschrittlich und tolerant zu wirken.
– Wikipedia
Stellen wir uns nun also vor:
Ein Unternehmen hat normalerweise nichts mit der queeren Community zu tun, keinerlei Berührungspunkte und unterstützt diese auch in den restlichen elf Monaten des Jahres nicht. Im Juni strahlt dann auf einmal der Regenbogen in allen Instagram-Posts und Werbeanzeigen in Kombination mit der Message „Wir unterstützen euch, LGBTQIA+-Community!“.
Genau das nennt sich dann Pinkwashing.
Wieso betreiben viele Unternehmen Pinkwashing?
Weil es sich wirtschaftlich lohnt. Denn die LGBTQIA+-Community ist groß. Besonders in den sozialen Netzwerken wächst sie stetig und bringt damit auch eine immense Wirtschaftskraft mit sich.
Da wir im Kapitalismus leben, lassen sich das Unternehmen natürlich nicht entgehen – wo Kaufkraft herrscht, sind Unternehmen mit ihren Marketing-Strategien meist nicht weit.
Doch auch unabsichtlich kann es schnell wie Pinkwashing wirken, wenn ihr mit eurer Stiftung, NGO oder sozialem Unternehmen im Juni eure Solidarität zeigen wollt.
Wie können wir Solidarität zeigen, ohne Pinkwashing zu betreiben?
Was Pinkwashing so problematisch macht, ist, dass sich mit Solidarität und Toleranz gebrüstet wird, sich das aber beispielsweise in den inneren Strukturen nicht widerspiegelt oder eben auch in den übrigen elf Monaten keine Rolle spielt. Das ist natürlich schade.
Eine Inspiration für den Juni, aber auch das ganze Jahr über:
Wie ihr Solidarität zeigen könnt
- Queere Stimmen supporten: Ihr habt eine Plattform, aber seid selbst eigentlich gar nicht so divers? Dann stellt doch eure Reichweite Menschen aus der queeren Community zur Verfügung.
- Eure Gewinne teilen: Teilt eure Einnahmen mit queeren / LGBTQIA+-Spaces und spendet. Oldschool? Naja, aber wirkt halt immer noch echte Wunder.
- Diversifiziert euch: Bucht doch die Drag-Perfomerin aus dem Juni auch nochmal zum Sommerfest oder an Weihnachten – monetäre Unterstützung zählt das ganze Jahr über.
- Meidet Reproduktion von Klischees: Achtet bei euren Kampagnen darauf, wie ihr Personen darstellt und reproduziert keine Klischees oder Stereotypen.
- LGBTQIA+ auch intern leben: Schreibt doch eure nächste Stelle mit Fokus auf LGBTQIA+-Personen aus und diversifiziert euer Team auch langfristig. Setzt diese Themen nicht nur zum Pride-Month um.
- An die eigene Nase fassen: Sensibilisiert euer Team für LGBTQIA+-Themen im Arbeitsalltag. Mit Workshops zu interner Kommunikation, für eure Stellenanzeigen und mehr …
- Bleibt authentisch: Macht nichts, womit ihr euch nicht wohl fühlt. Niemand muss sein Logo einfärben oder bunte Produkte bewerben. Schaut, was euch und eure Marke ausmacht und setzt dort für tolle Kampagnen an, auch im Juni.
- Regenbogenfarben das ganze Jahr über: Und wenn euch das alles zu viel Aufwand ist – dann doch wenigstens das ganze Jahr über Regenbogenfarben zeigen, nicht nur im Juni … ;)
Seid solidarisch, aber doch bitte aufrichtig
Diversität und Inklusion sind keine Punkte auf einer To-Do-Liste, die abgearbeitet werden können. Es ist ein Commitment und Prozess, der bisherige Strukturen hinterfragt und nicht immer angenehm oder einfach ist.
„Putting up a rainbow logo once a year is not allyship, it’s marketing“
– Matt Bernstein, @mattvix
Klar, ist es toll, wenn in diesem Monat die ganze Aufmerksamkeit dank Regenbögen, Einhörnern und Solidaritätsbekundungen für Menschen und Personengruppen da ist, die immer noch jeden Tag Diskrimierung erfahren. Denn die Zahl der Gewaltdelikte ist hoch. Und so breit wie das Thema mittlerweile „akzeptiert“ wirken mag, so viel Arbeit steht eben doch noch vor uns allen, um Vorurteile, Phobien und Gewalt gegenüber allen LGBTQIA+-Personen abzubauen.
Wenn Unternehmen nur einmal im Jahr den Pride Month als Werbefläche nutzen, ist das Regenbogen-Kapitalismus und hat nichts mit Solidarität oder dem Ursprung des Pride Months zu tun.
Also bekundet gern im Juni besonders eure Solidarität. Doch denkt dann vielleicht auch die restlichen elf Monate daran, die Community zu unterstützen und auch intern mit anzupacken. :)
Psst: Kennt ihr tolle Orgas oder Vereine, die wir unterstützen sollten?
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